Legionellengefahr durch Covid-19-Pandemie

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Eine Legionellengefahr entsteht durch die Stagnation in den Trinkwasserinstallationen, da aufgrund der Covid-19-Pandemie zahlreiche Gebäude geschlossen waren.

Auch wenn es im Zuge der Covid-19-Pandemie deutschlandweit bereits zu Lockerungen des „Lockdown“ gekommen ist, können die bisher langen Stillstandzeiten in einigen Bereichen zu zusätzlichen gesundheitlichen Gefahren wie zum Beispiel Legionellen führen.

Wegen Covid-19-Pandemie geschlossene Einrichtungen

Das Problem, auf das bereits einige Experten versuchen aufmerksam zu machen, entsteht durch die Stagnation in den Trinkwasserinstallationen. Es geht um die Bildung und vor allem Vermehrung von Mikroorganismen, insbesondere von Legionellen. Durch die Schließung vieler Einrichtungen wie Schulen, Universitäten, Kindergärten, Wohnheimen oder auch Büro- und Verwaltungsgebäuden fehlt in den meisten Fällen die regelmäßige Entnahme von Trinkwasser an den Entnahmestellen. Das betrifft nicht nur die Leitungen des Warmwassers, sondern auch die Kaltwasserleitungen und deren Entnahmestellen.

Erinnern wir uns nur an die Nachwendezeit in den ostdeutschen Plattenbausiedlungen, bei denen es nach dem Bevölkerungsschwund zu vermehrten Wohnungsleerständen kam. Auch hier kam es vermehrt zu Leitungsverkeimungen durch die fehlende Nutzung und somit Spülung der Trinkwasserleitungen. Ein Zustand, auf den die Betreiber mit organisatorischen und technischen Gegenmaßnahmen reagieren mussten.

Was macht Trinkwasser zu solch einer Gefahrenquelle?

Während der oben beschriebenen Stagnationszeiten in Gebäuden oder auch Gebäudeteilen können sich die Wassertemperaturen in den Trinkwasserleitungen auf ein Maß erhöhen, ungefähr 20 bis 25 °C, das bereits eine Vermehrung von Keimen zulässt. Am wohlsten fühlen sich die Legionellenkeime bei etwa 35 bis 42 °C, was deren Wachstum enorm beschleunigt. Oft sind es kleine Leitungsquerschnitte kurz vor den Entnahmestellen, wie zum Beispiel Wasserhähnen, Duschen oder Toilettenspülungen, die eine relativ zügige Temperaturerhöhung mit sich bringen. Meist rücken auch nur die Trinkwasserleitungen „warm“ in den Fokus einer möglichen Betrachtung durch den Gebäudebetreiber. Dabei ist bei solch langen Stillstandzeiten, wie wir sie derzeit haben beziehungsweise hatten, auch der Bereich Trinkwasser „kalt“ zu berücksichtigen.

Was macht eine Legionellenkrankheit so gefährlich?

Wie bei den meisten Krankheiten gibt es unterschiedliche Krankheitsverläufe und Auswirkungen auf den Menschen. Eine der leichteren Formen ist das „Pontiac-Fiber“, dabei handelt es sich um ein hochfiebrigen Infekt mit etwa ähnlicher Symptomatik wie bei einer Influenza oder auch Covid-19-Infektion. Die schweren Verläufe einer Legionelleninfektion sind wesentlich aggressiver, gehen einher mit einer Lungenentzündung und sind oft tödlich. Wie aus der bisherigen Berichterstattung zu den Krankheits- beziehungsweise Todesfällen der Covid-19-Patienten herauszuhören ist, dass Vorerkrankungen in den meisten Fällen zu einer Verstärkung der Krankheit führen können, so verhält es sich auch hier. Deshalb kann man davon ausgehen, dass eine Infektion mit Legionellen den Verlauf einer gleichzeitig oder auch später stattfindenden Covid-19-Erkrankung erheblich verschlechtern kann.

Was ist gegen Legionellengefahr zu tun?

Wichtig ist die regelmäßige Spülung von Trinkwasserleitungen, die in den meisten Fällen durch eine regelmäßige Entnahme an den betroffenen Stellen erfolgen kann. Das bedeutet, ein nicht genutztes Gebäude in der nicht genutzten Zeit durch wiederkehrende und regelmäßige Entnahmen vor einer Stagnation des Wassers in den Leitungen zu bewahren. Das verhindert zudem auch einen möglichen Temperaturanstieg des Wassers in den Leitungen, gerade wenn das Gebäude oder auch nur die betroffenen Gebäudeteile nicht genutzt werden. „Spülprotokolle“ und Hygienepläne für die Trinkwasserinstallation geben Anhaltspunkte für den präventiven Gesundheitsschutz im Umgang mit Trinkwasser.

An den „warmen“ Entnahmestellen, man kann hierzu schon „heiß“ sagen, geht es darum, dass diese auch „heiß“ bleiben. Ein Feind der Legionellenkeime sind hohe Temperaturen größer als 60 °C: Eine Keimabtötung bei dieser Temperatur an Warmwasserentnahmestellen ist die positive Folge. Wenn allerdings über mehrere Wochen keine Nutzung im Bereich Trinkwasser stattgefunden hat, dann sollte eine solche Anlage gespült und gegebenenfalls desinfiziert werden. Diese Desinfektion kann zum einen durch Spülung der Anlagen mit heißem Wasser oder aber auch durch Chemikalien erfolgen.

Sämtliche Anforderungen an die Qualität von Trinkwasser für den menschlichen Gebrauch sind in der Trinkwasserschutzverordnung (TrinkwV) definiert. Neben der Beschaffenheit des Trinkwassers sind dort auch die mikrobiologischen, chemischen und radiologischen Anforderungen benannt. Es gibt festgelegte Grenzwerte von mikrobiologischen Parametern, die nicht überschritten werden dürfen. Insbesondere gilt auch im Umgang mit Trinkwasser die Einhaltung bestimmter Konzentrationen von Krankheitserregern, diese müssen den Anforderungen des Infektionsschutzgesetzes entsprechen. Darin ist auch die Meldepflicht der Legionärskrankheit durch den Betreiber der Anlage festgelegt.

Peter Schmidt, Diplom-Ingenieur (FH), Sicherheitsberater der von zur Mühlen’sche (VZM) GmbH

Erschienen im Sicherheits-Berater Ausgabe 12/2020


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