Lesen Sie den originalen Artikel: Wie Sicherheitsrisiken in Kliniken minimiert werden
Speziell für Kliniken ausgelegte Hard- und Software ist auch unter schwierigen Bedingungen schnell installiert, und hilft zudem effektiv, Sicherheitsrisiken zu minimieren. Sie senkt den Schutzaufwand und erhöht das Sicherheitsniveau für Ärzte, Pflegende und Patienten.
Spezielle Smartphones für Klinikpersonal reduzieren Sicherheitsrisiken
Dass das Internat einer Hotelberufsschule einmal als Spital eingesetzt werden würde, war bei Planung und Bau wahrlich nicht vorgesehen. Doch nun dient das Gebäude als Hilfskrankenhaus für 56 bis 90 Covid-19-Patienten. Dass es in den Zimmern kein Lichtrufsystem gibt, dürfte klar sein. Und so stellte sich auch hier, wie in allen provisorischen Einrichtungen dieser Art, die Frage nach einem schnell aufzubauenden stabilen Kommunikationssystem.
Coronaviren überleben bis zu neun Tage auf Kunststoff- oder Metalloberflächen
Da erscheint generell die Versuchung groß, mit privaten Smartphones von Klinikpersonal und Patienten ein improvisiertes Verständigungsnetz zu zimmern. Die Erfahrung zeigt allerdings, dass eine solche Infrastruktur rasch selbst zum Sicherheitsrisiko wird. Wie lange Sars Cov-2 auf Oberflächen infektiös bleibt, ist zwar schwer zu ermitteln; eine Meta-Studie der Universitäten Greifswald und Bochum ergab jedoch, dass humane Coronaviren bis zu neun Tage auf Kunststoff- oder Metalloberflächen nachzuweisen sind (Quelle: The Journal of Hospital Infection). Unterbleibt eine wiederholte Desinfektion, können Consumer-Smartphones also schnell zu einem gefährlichen Krankheitsüberträger werden. Gängige Desinfektionsmittel wie Ethanol inaktivieren zwar das Virus – in vielen Fällen aber auch das Endgerät.
Consumer-Endgeräte Innerhalb kürzester Zeit betriebsbereit
Dank moderner Funktechnik konnte das Behelfskrankenhaus schnell und einfach mit einem hygienischen und betriebssicheren Signal- und Kommunikationssystem ausgerüstet werden. Grundlage für die Patientenrufanlage ist ein vorkonfigurierter „Notfallkoffer“ mit dem IP System Telecare von Ascom. Die darin enthaltene Systemsteuerung versorgt die provisorische Station und befindet sich in dem Koffer mit Zimmerdisplay. Drei Funk-Repeater werden in ausreichendem Abstand auf der Station verteilt und an das Stromnetz angeschlossen. Batteriebetriebene Armbänder mit einem Alarmknopf ersetzen das Patientenbediengerät eines klassischen Lichtrufsystems. Das Display im Koffer zeigt in Verbindung mit einem akustischen Signal an, welches Armband den Alarm ausgelöst hat.
Das System kann in kürzester Zeit von einem Techniker installiert und in Betrieb genommen werden. Um die Batterien der Armbänder zu schonen, werden Nachrichten zur Prüfung der Funktion der Armbänder nur im Abstand von einigen Minuten verschickt. Damit wird aber immer noch eine sehr hohe Funktionssicherheit erreicht, und die Batterien halten ein ganzes Jahr lang durch.
Auch für die Kommunikation der Pflegekräfte untereinander gibt es eine schnelle Ad-hoc-Lösung: „Dect in a Box“ besteht aus einem Server und mehreren per Kabel angebundenen DECT-Basisstationen, die die Funkabdeckung sicherstellen. Als Endgeräte sind bereits Tastentelefone vom Typ Ascom d63 enthalten. Damit wird eine sichere Funkkommunikation gewährleistet. Auch dieses System ist in kürzester Zeit betriebsbereit und wurde im Fall des Hilfskrankenhauses mit dem Patientenruf vernetzt, sodass die Alarme auch auf den Dect-Telefonen erscheinen. Quittiert werden sie über das jeweilige Endgerät und über zusätzliche Funkarmbänder für das Pflegepersonal.
Als Dect-Endgeräte können Tastentelefone eingesetzt werden oder spezielle Klinik-Smartphones, beispielsweise Ascom Myco 2, das auch Dect-tauglich ist. Wichtig ist jedoch immer: Die Mobiltelefone müssen Klinik-spezifisch ausgelegt sein und zum Beispiel Stürze auf den harten Boden ebenso unbeschadet überstehen wie die mehrmals pro Schicht erforderliche Wischdesinfektion, etwa mit Ethanol oder Virkon S. Hierzu gibt es Empfehlungen, etwa vom Robert-Koch-Institut, von Krankenhäusern oder Herstellern.
Vernetzung mit der Medizintechnik in der Coronakrise
Schnelle Kapazitätsausweitung, das ist in Corona-Zeiten auch die Devise in Deutschlands Intensivstationen: Die Produktion und Installation von Beatmungsgeräten laufen auf Hochtouren, die ohnehin gute Anzahl von Intensivbetten – laut Statistischem Bundesamt etwa 34 pro 100.000 Einwohner – wird kontinuierlich ausgebaut. Weniger gut schneidet unser Gesundheitssystem allerdings beim Pflegepersonal ab: Hierzulande kommen auf 1.000 Einwohner nur 5,6 Pfleger. Zum Vergleich: In Norwegen sind es neun, sagt das Institut der Deutschen Wirtschaftes.
Es gilt also das vorhandene Personal möglichst effektiv einzusetzen und so weit wie nur möglich zu entlasten. Beispiel Patientenmonitore: Hier führt ein unspezifischer, rein akustischer Alarm bei hoher Bettendichte nicht nur zu mehr Stress bei Patienten und Personal, sondern zu echten Sicherheitsrisiken: Es besteht immer die Gefahr, dass ein Alarm überhört wird. Dies gilt besonders, wenn alle verfügbaren Pflegekräfte mit Arbeiten an Patienten befasst sind.
Smartphones für Klinikpersonal ermöglichen gezielte Alarme und direkte Kommunikation
Um Alarmmeldungen von Patientenmonitoren auch außerhalb der Hörweite sicher weiterzuleiten und sie spezifisch sowie nachvollziehbar an die zuständige Pflegekraft zu senden, hat sich die Weiterleitung wichtiger Alarme über das Kommunikationssystem bewährt.
Erkennt ein Monitor einen kritischen Wert bei den Vitalfunktionen, sendet er über eine standardisierte Schnittstelle ein Signal an einen Alarmserver. Dieser empfängt die Alarmnachrichten, filtert sie und verteilt sie dann an zuvor definierte Endgeräte im Kommunikationsnetz. Dazu verwaltet er sogenannte Rufketten, in denen die Alarme an zusätzliche Empfänger weitergeleitet werden, wenn die zuerst alarmierten Personen ihnen nicht Folge leisten können – zum Beispiel, weil sie sich gerade um einen anderen Patienten in einer kritischen Situation kümmern. Die Alarmkette vom Medizingerät bis zu den Empfängern wird dabei permanent überwacht. Den Ausfall eines Gerätes entlang der Alarm-Melde-Strecke signalisiert das System ebenso zuverlässig wie die Alarme selbst. Auf dem Endgerät erscheinen die Meldungen dann farbcodiert, gemäß ihrer Dringlichkeit. Dabei erweist sich der übersichtliche, hochauflösende Touchscreen eines Klinik-Smartphones als besonders hilfreich.
Aber auch mit einem erweiterten und verbesserten Patientenruf lässt sich der Pflegeaufwand erheblich reduzieren. So kann beispielsweise eine direkte Sprachverbindung zu einem Handset im Patientenzimmer je nach Situation 30 bis 50 % aller Wege einsparen; das haben Untersuchungen der Hochschule Dortmund am St. Martinus Hospital in Olpe gezeigt.
Im Pandemiefall ist dies besonders wichtig, da der erforderliche mechanische Infektionsschutz den Zeit- und Materialaufwand in ungeahnte Höhen treibt: Ein Schulungsvideo der München Klinik zeigt hierzu, dass zum sicheren Ausschleusen und Ablegen der persönlichen Schutzausstattung 18 Arbeitsschritte erforderlich sind. „Wenn wir die vielen Face-to-face-Kontakte reduzieren können, dann bedeutet das für uns schon eine enorme Entlastung“, bekräftigt Tobias Quast, Pflegedirektor am St. Martinus Hospital, wo Klinik-Smartphones bereits umfassend im Einsatz sind.
Personen-Notsignal-Anlage: Hilfe auf Knopfdruck
Gefahr droht dem Klinikpersonal allerdings nicht nur durch eine Covid-19-Infektion. Übergriffe gewalttätiger Patienten oder Angehöriger waren schon vor der Pandemie an der Tagesordnung. Überfüllte Notaufnahmen und Angst vor der neuen, unsichtbaren Bedrohung können nun den Stress- und Aggressionslevel noch weiter anheben. Daher sind moderne Klinik-Smartphones, -Tastentelefone und -Pager mit einem gut erreichbaren Alarmknopf ausgestattet. Nach seiner Auslösung wird das betreffende Endgerät zunächst lokalisiert, dann erfolgt ein Alarm an eine vordefinierte Gruppe, etwa den Sicherheitsdienst, die das Signal quittieren muss. Damit ist eine ebenso schnelle wie präzise Hilfeleistung gewährleistet. Bei Bewegungslosigkeit oder Ohnmacht kann der Alarm sogar automatisch ausgelöst werden. Der ganze Ablauf wird dokumentiert, so dass der Vorfall jederzeit nachvollziehbar bleibt. Der Personennotruf funktioniert auch bei der „Dect in a Box“-Variante.
Sicherer Kontakt zu den Angehörigen
Unter besonderem Stress stehen aber zurzeit auch viele Bewohner von Alten- und Pflegeheimen. Die Besuchssperre macht insbesondere dementen Bewohnern schwer zu schaffen. Ihnen ist kaum zu vermitteln, warum die geliebten Angehörigen auf einmal nicht mehr auftauchen. Oft ist ein Videoanruf mit dem Smartphone die einzige Verbindung nach draußen. Dafür allerdings ein normales Consumer-Gerät einzusetzen, birgt, wie bereits erwähnt, ein hohes Infektionsrisiko. In einigen Einrichtungen gibt es bereits schwere Infektionswellen. In Bayern zum Beispiel ist die Gruppe der Über-Achtzig-Jährigen mit mehr als 430 bestätigten Infektionen pro 100.000 Einwohnern (gemäß RKI, Stand 14. 04. 2020) deutlich überrepräsentiert. Auch hier kann ein gut desinfizierbares Klinik-Smartphone ein echtes Sicherheitsplus bieten. Es unterscheidet sich bei Inbetriebnahme und Bedienung kaum von der Consumer-Variante, leistet jedoch seinen Beitrag zur Unterbrechung von Infektionsketten, gerade bei besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen.
Die Covid-19-Pandemie zwingt unser Gesundheitssystem zu radikalen Schritten: Kapazitäten müssen skaliert werden – ohne dass signifikant mehr Pflegepersonal bereitgestellt werden kann. Dabei spielt der Faktor Zeit eine entscheidende Rolle. Vieles muss mit heißer Nadel gestrickt werden. Hierbei können schnell Lücken im Infektionsschutz und bei der persönlichen Sicherheit der Mitarbeiter entstehen. Daher müssen Kommunikationsstrukturen und -endgeräte ebenso skaliert und modernisiert werden wie die Medizintechnik. Zeitgemäße Systeme bieten hierzu bewährte und betriebssichere Lösungen. Lösungen, die wir sofort einsetzen können.
Autor: Dr. Udo Jendrysiak, Solution Market Manager Healthcare für Deutschland, Österreich & Schweiz bei der Ascom Deutschland GmbH
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