Wie viel Schutz bieten Privacy-Boxen?

In den vergangenen Monaten sind als neue Produktgattung mehrere Privacy-Boxen auf den Markt gekommen: Kleine Kästchen, die dem Anwender mehr Privatsphäre im Internet versprechen und außerdem die Werbung aus Webseiten herausfiltern. Im Grunde handelt es sich dabei um Appliances, die mit dem Router verbunden werden und anschließend ein eigenes WLAN aufspannen und/oder für die vorhandenen Netzwerkgeräte Ethernet-Buchsen bereithalten. Oder sie arbeiten als Proxy-Server und überwachen auf diese Weise den Netzwerkverkehr.

Beispiele für solche Privacy-Boxen sind der eBlocker von der gleichnamigen Hamburger Firma, die Relaxbox vom Berliner Startup RelaxInternet, die TrutzBox von comidio und das an der Fachhochschule St. Pölten entwickelte Open-Source-Projekt upribox. Der eblocker und die upribox basieren auf den Minirechnern Banana Pi beziehungsweise Raspberry Pi, die beiden anderen Geräte verwenden leistungsfähigere Hardware, die aber ebenfalls vorgefertigt zugekauft wird.

Für den Schutz der Privatsphäre setzen die Privacy-Boxen je nach Modell ein ganzes Bündel von Maßnahmen ein. Alle vier bieten die Möglichkeit, den kompletten Internet-Verkehr über das Tor-Netzwerk zu leiten, und können über eine Analyse der DNS-Abfragen und mithilfe von Blacklists die Anzeige von Werbung unterdrücken. Teilweise lassen sie sich auch in ein VPN einbinden, stellen über eigene Server verschlüsselte Mail-Verbindungen zur Verfügung und scannen mit dem Open-Source-Programm ClamAV die eingehenden Daten auf Viren.

Alles in allem gehen die Funktionen jedoch nur wenig über das hinaus, was ein erfahrener Anwender auch mit einem Windows-PC und einigen Zusatzprogrammen wie etwa einem Adblocker und einem Tracking-Schutz einrichten kann. Der Zugriff auf das Tor-Netzwerk lässt sich auch über die Kombination aus Firefox und Tor-Client oder ein gehärtetes Linux-System wie Tails realisieren. Allerdings sind vergleichbare Tools für Mobilgeräte wie Smartphones und Tablets nach wie vor Mangelware oder den PC-Applikationen zumindest deutlich unterlegen. Für Anwender, die auch daheim vor allem mobil ins Internet gehen, stellen die Privacy-Boxen daher eventuell eine sinnvolle Ergänzung dar. Jedoch schützt auch Tor nicht gegen eine Identifikation mittels Fingerprinting.

Unternehmen werden ohnehin zu größeren, umfassenderen Lösungen greifen, auch wenn einige Hersteller der Privacy-Boxen eine Anpassung ihrer Produkte für Firmennetzwerke anbieten. So eignen sich die kleinen Appliances in erster Linie für Privatanwender, die sich nicht eingehend mit der Technik beschäftigen möchten und dennoch im Internet einigermaßen anonym bleiben möchten.

Gastbeitrag von Michael Kranawetter, National Security Officer (NSO) bei Microsoft in Deutschland. In seinem eigenen Blog veröffentlicht Michael alles Wissenswerte rund um Schwachstellen in Microsoft-Produkten und die veröffentlichten Softwareupdates.

 


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